Montag, 30. Juli 2012

Handbreit bis Granit

Unter deutschsprachigen Seglern ist der Gruß "handbreit" verbreitet: "Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel".
Im Stockholmer Schärengarten ist es oft mehr als eine Handbreit, schnell mal über 100 m Tiefe - nur wenige Meter neben einer Granitkuppe direkt unter der Wasseroberfläche. Angesichts ungenauer Seekarten und eines trägen Echolots verlassen wir uns beim Anlegen am Fels im Zweifelsfall aufs Ohr: Schleifgeräusche verraten Sand, stummes Bremsen Lehm, Knirschen Kiesel und massiver Fels macht sich unüberhörbar mit einem markigen Rrrrumms bemerkbar.
Ein revierkundiger Segler hat mir verraten, dass es zwei Sorten von Schärenseglern gibt: solche die schon auf Grund gelaufen sind und solche die es noch vor sich haben. Wir zählen uns inzwischen zu den ersteren, tasten uns an die Schäre heran und machen im Zweifelsfall nach Gehör halt. Wenn wir Glück haben, reicht es für einen beherzten Schritt ans Land, manchmal braucht es erst einen Schritt ins frische Nass für den letzten Meter.
Die besagte Handbreit ist dann nicht mehr da, aber zum Glück auch keine Hand, die zwischen Boot und Granit malträtiert wird. Nur der duldsame Kiel, mit einer Schramme mehr zur Erinnerung an einen hinreißend schönen Ankerplatz.

1 Kommentar:

  1. Schön, dass du immer an der frischen Luft bist! Hier stinkt die Kaffeemaschine, wir glauben, sie vermisst dich.

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